Änderungen im US-Bundes-Nachlass- und Schenkungsteuerrecht – Erfreuliche Auswirkungen auf deutsch-amerikanische Nachlassfälle
Das US-Steuerrecht ist ein Bereich, in dem politische Entscheidungen und steuerliche Feinheiten eng miteinander verknüpft sind. Ein Beispiel dafür war bereits die Verdopplung des allgemeinen Freibetrags im Rahmen der US-Bundes-Nachlass- und Schenkungsteuer (lifetime exclusion amount) durch den Tax Cuts and Jobs Act im Jahr 2017 – die Regelung wurde allerdings seinerzeit zunächst befristet und wäre folglich am 31. Dezember 2025 ausgelaufen. Mit dem neuen One Big Beautiful Bill Act hat der US-Gesetzgeber diesen Freibetrag nun dauerhaft erhöht und damit „bigger and even more beautiful“ ausgestaltet.
Rechtslage vor der Reform
Der lebenslange allgemeine Freibetrag der US-Bundes-Nachlass- und Schenkungsteuer, der auf die Summe des Nachlasses sowie aller lebzeitigen Schenkungen anzuwenden ist, betrug ursprünglich grundsätzlich 5 Millionen US-Dollar und wurde jährlich inflationsbedingt angepasst. Infolge der im Jahr 2017 mit dem Tax Cuts and Jobs Act durch die erste US-Regierung unter Donald Trump vorgenommene Verdopplung sowie der zwischenzeitlichen inflationsbedingten Erhöhungen beläuft sich der allgemeine Freibetrag im Jahr 2025 auf inzwischen 13,99 Millionen US-Dollar. Gleichwohl sah der Tax Cuts and Jobs Act aus dem Jahr 2017 lediglich eine Befristung bis zum 31. Dezember 2025 vor, sodass der allgemeine Freibetrag für sämtliche ab dem 1. Januar 2026 eintretenden Nachlassfälle bzw. Schenkungen wieder auf die Hälfte (derzeit ca. 7 Millionen US-Dollar) abgesunken wäre.
Änderungen durch den One Big Beautiful Bill Act
Mit dem am 4. Juli 2025 von Präsident Donald Trump unterzeichneten One Big Beautiful Bill Act wurde nunmehr in den USA ein umfassendes neues Steuer- und Ausgabengesetz beschlossen. Die hierdurch in Kraft getretenen Änderungen sehen insbesondere eine dauerhafte Anhebung des allgemeinen Freibetrags der US-Bundes-Nachlass- und Schenkungsteuer auf grundsätzlich 15 Millionen US-Dollar vor. Dieser Grundbetrag des allgemeinen Freibetrags wird künftig ebenfalls – analog zur bisherigen Regelung – regelmäßig an die Inflation angepasst werden. Die beschlossene Neuregelung findet auf alle Nachlassfälle und Schenkungen ab dem 1. Januar 2026 Anwendung.
Fazit und Auswirkungen auf deutsch-amerikanische Nachlassfälle
Der One Big Beautiful Bill Act beendet jahrelange Unsicherheiten im US-Bundes-Nachlass- und Schenkungsteuerrecht und schafft Planungssicherheit für Erben und Schenker mit US-Bezug. Zudem gilt der erhöhte allgemeine Freibetrag nicht nur dauerhaft, sondern steigt künftig auch weiter inflationsbedingt an. Damit setzt das Gesetz insbesondere einen wichtigen Schritt für eine langfristige und verlässliche Nachfolgeplanung aus Sicht des nationalen US-Steuerrechts – insbesondere für wohlhabende Privatpersonen und deren Ehegatten.
Doch auch jenseits der amerikanischen Grenzen sind die Auswirkungen spürbar: So enthält das deutsch-amerikanische Doppelbesteuerungsabkommen für Nachlass-, Erbschaft- und Schenkungsteuer sog. dynamische Verweise auf den jeweils geltenden US-Freibetrag. Das bedeutet unter anderem, dass in deutsch-amerikanischen Nachlassfällen mit beschränkter Steuerpflicht in den USA auch künftig ein deutlich höherer anteiliger US-Freibetrag genutzt werden kann als es bei einem Auslaufen der bisherigen befristeten Regelung nach dem 31. Dezember 2025 der Fall gewesen wäre.
Beispiel zu den Auswirkungen auf deutsch-amerikanische Nachlassfälle:
Zum Nachlass eines in Deutschland lebenden Erblassers gehört ein in den USA belegenes Grundstück im Wert von 2 Millionen US-Dollar. Sein übriger (in Deutschland belegener) Nachlass hat einen Wert von 6 Millionen US-Dollar. Da ein Viertel des Gesamtvermögens auf die USA entfällt, ist aufgrund abkommensrechtlicher Sondervorschriften künftig in diesem Fall ein anteiliger Freibetrag in Höhe von 3,75 Millionen US-Dollar (ein Viertel des künftigen Freibetrags von 15 Millionen US-Dollar) zu berücksichtigen – ohne die Reform wäre künftig hingegen lediglich ein anteiliger Freibetrag in Höhe von ca. 1,75 Millionen US-Dollar (ein Viertel des gemäß alter Rechtslage nach dem 31.12.2025 auf ca. 7 Millionen US-Dollar herabgesenkten Freibetrags) zu berücksichtigen gewesen.
Im Ergebnis bringt der One Big Beautiful Bill Act also nicht nur steuerliche Erleichterung innerhalb der USA, sondern auch Vorteile für deutsch-amerikanische Nachlassfälle mit beschränkter Steuerpflicht in den USA. Für Präsident Trump bedeutet die Umsetzung zudem die Einlösung eines seiner zentralen steuerpolitischen Wahlversprechen.